13.12.2012: DFB-Dress für die Germania

Genugtuung für Enkheims Kicker
Quelle: Frankfurter Neue Presse (ofe)

Für seine flapsige Bemerkung über Bergen-Enkheims Fußball-Künste entschuldigt sich Joachim Löw mit einem Geschenk. Wirklich nett fand Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese nicht, was Bundestrainer Joachim Löw bei der Fußball-EM über den Bergen-Enkheimer Fußball sagte. Jetzt entschuldigte sich "Jogi" dafür: Mit einem Trikot, das alle Unterschriften der Nationalelf zieren.

Ungeduldig warten die drei jungen Fußballer in der Kälte vor dem Vereinsheim des FC Germania Enkheim. Biegt dort gleich ein Wagen um die Ecke, im dem leibhaftig der Bundestrainer sitzt? Das wäre eine Sensation. Tatsächlich: Ein Wagen nähert sich. Doch nicht Joachim Löw steigt aus, sondern "nur" Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese (CDU). Enttäuscht schnappen sich die Jungen ihre Fahrräder und ziehen von dannen. Dass Müller-Freise ein Trikot mit allen Autogrammen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft dabei hat, ist ihnen egal. Damit endet eine Geschichte, die während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer begann.

Auf einer Pressekonferenz fragten Reporter nach den fußballerischen Qualitäten von Mittelfeld-Star Sami Khedira. Löw wollte ihn loben, sagte etwa flapsig: "Wenn er nicht Fußball spielen könnte, würde er in Bergen-Enkheim spielen." Diese Steilvorlage nutzte Müller-Friese für einen Brief an den Bundestrainer. Sie sei erfreut, dass er ihren Stadtteil kenne."Unsere Fußballer nehmen ihren Sport sehr ernst und sind ob Ihrer Aussage schon ein wenig traurig, denn auch hier wird mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gefiebert." Um sich selbst ein Bild zu machen, lud sie Löw und sein Team zum Freundschaftsspiel

in den Stadtteil ein. Das Trikot schickte ihr daraufhin Jens Gittner, der Sprecher der Nationalmannschaft. In freundlichem Ton versicherte er, dass Löws Äußerungen mit einem Augenzwinkern zu verstehen seien und er die Leistungen der Bergen-Enkheimer Kicker in keinster Weise schmälern wollte. "Wir wünschen dem FC Germania Enkheim 1911 für die weiteren Spiele in der Gruppenliga Frankfurt-West alles Gute und viel Erfolg."

Im Clubraum des Vereinsheims übergibt die Ortsvorsteherin das Trikot an den Germania-Vorsitzenden Thomas Hellmeck. "Wir sind etwas traurig, dass Jogi Löw nicht selbst gekommen ist. Aber er hat sich mit diesem schönen Trikot freigekauft", sagt sie lachend. Und auch der Verein habe, als Fernseh-Leute sie zum Vorfall interviewten, sehr sympathisch auf Löws flapsige Bemerkung reagiert. "Für uns war es ein schönes Erlebnis", blickt Hellmeck zurück. Jetzt freut er sich darauf, seinen Vereinsmitgliedern das Trikot bei der Weihnachtsfeier präsentieren zu können. Er hofft, dass sich die Neuigkeit bis dahin nicht schon überall herumspricht. Wie jene Nachwuchskicker vor der Tür davon erfahren haben, ist ihm ein Rätsel. Was die Mannschaft nun mit dem Trikot macht, bleibe ganz ihr überlassen: "Könnte sein, dass sie das hier aufhängt," meint Hellmeck. "Eventuell wird es aber auch versteigert."